5Die Diener von Holofernes wiesen Judit ein Zelt an. Dort schlief sie bis nach Mitternacht. Zu der Stunde, in der die Morgenwache ihren Dienst antritt, stand sie auf
6und ließ bei Holofernes um die Erlaubnis bitten, zum Gebet das Lager verlassen zu dürfen.
7Holofernes wies seine Leibwächter an, sie unbehelligt gehen zu lassen. So lebte Judit drei Tage im assyrischen Lager. Nacht für Nacht ging sie hinaus ins Tal. Dort badete sie in der Quelle unterhalb von Betulia.
8Jedes Mal, wenn sie aus dem Wasser stieg, betete sie zum Herrn, dem Gott Israels, er möge ihr den Weg zur Rettung seines Volkes ebnen.
9Rein kehrte sie darauf ins Lager zurück und blieb den ganzen Tag in ihrem Zelt. Gegen Abend nahm sie dort auch ihre Mahlzeit ein.
10Am vierten Tag veranstaltete Holofernes ein Trinkgelage im engsten Kreis seiner Vertrauten. Von den Männern, die sonst bei seinen Gelagen dabei waren, durfte keiner teilnehmen.
11Dem Eunuchen Bagoas, der mit den persönlichen Angelegenheiten des Feldherrn betraut war, sagte er: »Geh zu der hebräischen Frau, für deren Wohlergehen ich dich verantwortlich gemacht habe. Überrede sie, zu uns zu kommen und mit uns zu essen und zu trinken.
12Es wäre ja eine Schande für uns, wenn wir ein solches Prachtweib laufen ließen, ohne mit ihr zusammen gewesen zu sein. Wenn wir sie uns nicht nehmen, lacht sie uns noch aus!«
13Also ging Bagoas zu Judit und sagte zu ihr: »Schönes Mädchen, komm mit hinüber zu meinem Herrn, zögere nicht! Es ist eine große Ehre für dich! Du sollst heute mit uns trinken und fröhlich sein und den Assyrerinnen gleich werden, die im Palast Nebukadnezzars leben und ihm zu Dienst stehen!«
14Judit antwortete: »Wie könnte ich meinem Herrn etwas ausschlagen? Ich bin bereit und tue alles, was er sich wünscht. Die Erinnerung an diese Nacht wird mich mit Jubel erfüllen bis zum Tag meines Todes.«